SCHIBIG BILDHAUER   CH-6422 Steinen Switzerland

HOLZSCHNITZER, HOLZBILDHAUER, VERGOLDER, RESTAURATOR

WOOD-CARVING, SCULPTURE IN WOOD, GILDING, RESTORATION

sculptor-Rundschreiben  9

01.07.07  Nach wie vor kannst du Dich selber oder Freunde als Gratis-Abonnenten anmelden (oder abmelden): sende Deine E-Mail-Adresse an schibig@sculptor.ch .          

Viel Vergnügen wünscht

Bildhauer Josef Schibig

 

Allen älteren Schweizer Holzbildhauern ist Aldo Santambrogio in Niederuzwil wohl bekannt. Aldo ist 96-jährig, geistig und körperlich sehr gut im Schuss, einem feinen Glas Roten noch immer nicht abgeneigt; nur die Beine wollen nicht mehr so recht! Er ist seit 1947 in der Schweiz selbständig und hat immer viel für die Denkmalpflege gearbeitet. Vor Jahren hatte er mir in Steinen mehrmals ausgeholfen. Weil er aus Meda/Milano stammte, wo auch ich eine Weile gearbeitet hatte, konnten wir uns gut in seinem heimischen „dialett‘ de Milan“ unterhalten. Es entwickelte sich daraus eine dauernde Freundschaft.

Wie schon vor vielen Jahren angekündigt, hat er mir nun seine äusserst gepflegten Schnitzeisen übergeben, nebst vielen weiteren Werkzeugen und Utensilien, die sich so in einem langen Leben in der Schnitzerwerkstatt ansammeln.

 

Hier sehen wir Akanthusblätter, die Aldo für grosse Kapitelle der Karthause Ittingen in verschiedenen Grössen zu schnitzen hatte; das links misst 12 cm. Die alten Muster waren sehr fein geschnitzt und gebogen, nicht etwa aus dem vollen Holz gearbeitet.

Aldo schnitzte also alle Blätter vorne und hinten aus geraden, flachen Nussbaumbrettchen. Um sie in die richtige Form zu biegen, konstruierte er eigens den abgebildeten Dampf-Apparat. Der untere Wasserkübel steht auf einem Elektrokocher; so wird Wasserdampf erzeugt, der durch die Röhre in den oberen Behälter steigt und die darin gelagerten, fertig geschnitzten Blätter bestreicht und damit aufweicht. Noch heiss werden die Blätter in massive hölzerne Formen und Gegenformen gepresst, bis sie kalt sind. Dann behalten sie die gewünschte Biegung dauerhaft.

In Nr. 54/März 73 stürzte sich der Verband echt in Unkosten: 5 Kunstdruckblätter von eigenen Arbeiten der Mitglieder (Steiger Flawil, Rindlisbacher Lützelflüh, Sjursen Malans, Bisig Einsiedeln, Dort Adliswil, Trüb Freiburg, Gubler Weinfelden, Würmli Uster, Nauer Freienbach, Linder Lungern, Scheuber Kerns). Heute - 2007 - dürfte es ziemlich schwierig sein, eine solche Reihe von eigenen Arbeiten zusammen zu bringen!

Nr. 57 vom Juni 73: „Auf einer kleinen Schweizerreise beobachteten unsere Süddeutschen Kollegen ein nicht atypisches Beispiel von Werbung für das Holz. Im Schaufenster eines Holzschnitzers stand folgender Slogan: IN JEDES HAUS - EIN GESCHNITZTER BRUDER KLAUS. Gleich daneben standen zwei Bruder Klaus Statuen aus . . . Kunststoff! Dies erinnert unseren Kollegen Josef Schibig an jenen kühnen Aussteller an der Züspa, der seine Polyurethan-Abgüsse schriftlich als Holzreliefs anpries. Darüber zur Rede gestellt, verteidigte er sich vehement: Also ich habe doch selber gesehen, wie der Masse Holzstaub beigemischt wurde.“

 

In der gleichen Ausgabe wurde eine aus heutiger Sicht eher seltsame Restaurierungs-Methode beschrieben:

„Sanierung Klosterkirche Muri: Angesichts des bedenklichen Zustandes des Holzwerkes der vergoldeten Schnitzereien musste ein besonderer Arbeitsplan ausgeklügelt werden. Lösungsmittelhaltige Lacke und wässerige Leime, welche beide stark schrumpfen sowie die leicht versprödende Polyisocynaten konnten nicht erfolgversprechend eingesetzt werden, da einige Teile nur noch durch den Kreidegrund und die Vergoldung zusammengehalten wurden. Der mit der Restauration betraute Holzbildhauermeister Josef Brühlmann deckte die Vergoldung zunächst mit einer dünnen Silikon Kautschuk Giessmasse 56 ab und bettete die Vorderseite dann in ein dickes Kissen aus Polyurethanschaumstoff ein. Nach dem Aushärten des Schaumbettes wurde dann in zeitraubender Kleinarbeit vermittels einer biegsamen Welle und mit kleinsten Fräsern das zerfressene Holz bis hart an den Kreidegrund herausgefräst. Die so entstandene Form wurde mit Araldit N ( CY 213 ) und Härter HY 956 dünn ausgestrichen und schlussendlich mit der Mastermodellpaste Araldit SV 425 ausgefüllt. Wo Teile der Schnitzereien fehlten, wurden gleichzeitig die zugerichteten Lindenholzstücke eingebettet, welche nachher anhand der Originale geschnitzt und vergoldet wurden. Da diese reiche Bildhauerarbeit wieder an den ursprünglichen Platz zu stehen kam, wo sie dem Einfluss der Temperatur und Feuchtigkeit der Wand ausgesetzt war, hat Meister Brühlmann alle der Wand zugekehrten, aus Mastermodellpaste SV 425 bestehenden Rückseiten mit einer isolierenden Firnisschicht abgedeckt. Die bereits um 1961 begonnenen Versuche, welche auch strenge Alterungsprüfungen einschlossen, versprechen nicht nur eine dauerhafte, sondern eine formal gewissenhafte Restauration.

Rosinen aus den VSHB-NACHRICHTEN

Zwei Kruzifixe: Werner Dort, Adliswil und Hugo Trüb Fribourg

An der GV vom März 1972 in Zürich wurde ein Entwurf zum Lehr- und Prüfungsreglement für Holzbildhauer (Figuristen und Ornamentiker) verabschiedet und beschlossen, diesen dem BIGA zu unterbreiten.

Ein Neumitglied aus der Ostschweiz - Name ist Schall und Rauch … - hat sofort sehr aktiv mitgemacht: er lancierte einen Wettbewerb, bei welchem 30 Fragen zu beantworten waren, mit Gewinnsumme von Fr. 50.-. Auch fand er bei einer Ausstellung in Zürich (Zitat) „beim Publikum aus aller Herren Länder mit seiner Arbeit grosses Interesse. Neben neuzeitlichen, ansprechenden Wandornamenten ist deutlich die

Schnitzlerschule Brienz zu erkennen. Fohlen, Hirsch usw. aber auch die pfiffigen Bäuerlein und Weiblein schauen farbenfroh in die Welt. Aber auch elegante, geschnitzte Anhänger und Halsketten aus Edelholz fanden recht guten Anklang.“

Allerdings, wenn wir zwei Jahre voraus schauen, auf die GV mit Ausstellung in Lenk im Simmental, stellte sich heraus, dass ausser dem Namen des so gelobten Mannes noch weiteres nur Schall und Rauch war: er stellte ein bei einer renommierten Firma in Brienz gekauftes Werk, einen schönen Stier, als eigenes Kunstwerk aus. Das gab einen kleinen Eklat, der mit dem Ausschluss des Rauchverursachers aus dem Verband endete. Jahre später stellte sich heraus, dass im Leben des guten Mannes gewaltiger Schall und Rauch vielleicht eben gerade die Ursache seiner Schwierigkeiten waren: im Militärdienst war er von einem Handgranaten-Unfall betroffen gewesen, der möglicherweise seine Schläuchlein im Gehirn ein wenig durcheinander gebracht hatte, neben weiteren Verletzungen. Einmal mehr: richtet nicht!

Eine weitere Berühmtheit, diesmal echt, fand ihre Spur in den Nachrichten: der Weltmeister-Skiflieger Walter Steiner war bekanntlich von Beruf Holzbildhauer; 1972 hat er seine Lehrabschlussprüfung gemacht und dabei „ein vortreffliches Zeugnis seines Könnens in unserem edlen Handwerk abgelegt“.

 

Aus Nr. 52/Nov. 1972, Krippe von Fritz Linder Lungern

Porträts in Nr. 66/Juli 74: A und D von César Jaeggi Zürich (Amundsen und Grock); B von A. Seeger Kriens (R. Wagner); C von Ernst Schoebel Schwyz.

Nr. 63 - Februar 1974

Einmal mehr, oder immer noch, beschäftigt sich der Vorstand mit dem Lehrlingsreglement der Holzbildhauer. Die neuste Fassung wird an der GV in der Lenk genehmigt und anschliessend dem BOH und dem BIGA zur Genehmigung unterbreitet.

Im gleichen Jahr wurden ein Kurs für das Spritzen/Patinieren von Holzskulpturen, ein Arbeitskreis zum Gestalten von Holzgrabzeichen und ein Kalkulationskurs durchgeführt.

 

 

Nr. 71 - März 1975

Präsident Josef Z‘Rotz sorgt sich in seinem Jahresbericht um den Nachwuchs. Immer noch drehte und wurstelte man am Lehrreglement herum, das BIGA hatte weitere Wünsche, ohne diese näher zu definieren.

 Z‘Rotz: „Eine schwere Sorge lastet jedoch, mit oder ohne Reglement auf uns, um unseren Nachwuchs. Lehrstellen sind kaum noch zu finden. In der Schnitzlerschule kommen jährlich 5 bis 6 Bildhauer (In- und Ausländer) aus der Lehre. Von diesen mag einer sich weiterhin als handwerklicher Bildhauer betätigen, die übrigen wandern sukzessive ab auf andere Betätigungen. Ein ganz kleiner Teil versucht sich als freier Bildhauer, meistens so lange, bis der Staat irgendwie Unterschlupf auf verwandten Gebieten bietet. An den Kunstgewerbeschulen kann man nur noch Kurse besuchen, die da heissen: „Gestalten in Holz“. Also mehr oder weniger Basteleien.“

           JS: Der Präsident ritzte ein klein wenig an einem Problem, das auch heute noch - mehr als 30 Jahre später - akut ist! Des Pudels Kern liegt doch darin, dass damals wie heute viel mehr Holzbildhauer-Lehrlinge ausgebildet werden, als der Markt überhaupt beschäftigen kann.  Dies - Pardon - hauptsächlich, um die Schnitzlerschule mehr oder weniger mühsam am Leben zu erhalten. Dabei läge die Lösung, wie es Z‘Rotz andeutete - allerdings ohne die Konsequenz aufzuzeigen - darin, dass es an qualitätsvollen Weiterbildungsmöglichkeiten für junge Bildhauer fehlt. Das Fabrizieren von Basteleien mit esoterischen Beschreibungen kann man bei allen offiziellen „Schulen für Gestaltung“ zur Genüge lernen. Kaum noch wird aber irgendwo das Fundament für wirkliche BILDHAUEREI in allen Materialien gelegt. Das würde anfangen mit Allgemeinbildung, und weiterführen mit vertiefter Kunstgeschichte, Materialkunde und Verfahrenstechniken, Gestaltungslehre, Anatomie, Proportionslehre usw. usw., und ja, auch Kalkulation und Marketing, selbstverständlich alles eng verbunden mit praktischer Arbeit! Nach meiner unmassgeblichen Ansicht, die ich schon seit Jahren verbreite, wäre dies absolut eine zukunftsträchtige Aufgabe für die Schnitzlerschule Brienz. Also: Lehrlingsausbildung reduzieren, Weiterbildung forcieren.

Wie vielen durchaus kunstinteressierten Leuten ist es wohl in den letzten Jahrzehnten genau gleich ergangen wie diesen beiden Damen? (aus einem Heftli der 50-er Jahre):

„Rühr es lieber nicht an, Martha - es könnte auch Kunst sein!“

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