SCHIBIG BILDHAUER   CH-6422 Steinen Switzerland

HOLZSCHNITZER, HOLZBILDHAUER, VERGOLDER, RESTAURATOR

WOOD-CARVING, SCULPTURE IN WOOD, GILDING, RESTORATION

sculptor-Rundschreiben 1

26.10.06                (für die Ausgabe 2 scrolle nach unten und dann weiter auf die nächste Seite)

 

Liebe Holzbildhauerinnen und Holzbildhauer, Freunde unseres schönen Berufes, willkommen beim sculptor-Rundschreiben, das ich Euch per E-Mail angekündigt habe!

 

Wie gesagt handelt es sich um mehr oder weniger aktuelle Nachrichten aus unserem Berufs-Umfeld; Tips und Tricks aus dem Alltag; Hinweise auf Bücher; Auszüge aus alten VSHB-NACHRICHTEN; Kauf/Verkaufsangebote; und ganz wichtig scheint mir: es soll auf Fragen, Kritik und Anregungen der Leser eingegangen werden: Eure Reaktionen sind hochwillkommen!

 

Du erhältst das E-Mail zu diesem Rundschreiben vorläufig nur ein Mal. Wenn es Dich nervt, brauchst Du Dich nicht abzumelden, denn weitere Mails werden nur an jene Adressen versandt, die sich selber oder durch Freunde dafür melden. Falls Du also interessiert bist, melde bitte unverzüglich Deine eigene E-Mail-Adresse und jene von möglichen weiteren Interessenten an schibig@sculptor.ch.

 

 

Dieses erste Mal geht es unter Anderem um einen sehr grossen Auftrag ornamentaler Schnitzerei, für den Helfer gesucht werden: siehe unten.

 

Ältere Beiträge werden ins Archiv verschoben; wenn mich ein neuer Kreativitätsschub überfallen hat, erhaltet Ihr wiederum ein Mail als Hinweis. Versprochen: es soll relativ selten vorkommen!

 

 

Viel Vergnügen wünscht

Bildhauer Josef Schibig

Hier geht’s weiter im Text:

Anfrage um Mitarbeit

 

Vor Jahren durfte die Bildhauerei Schibig für eine zentral gelegene Kirche in einer wichtigen Stadt der EU (damals noch EG genannt) das Gehäuse und die Schnitzereien für eine sehr grosse Orgel liefern. Die Kundschaft war anscheinend zufrieden, so dass heute dieselben Auftraggeber wieder an uns gelangen:

 

Es geht darum, anhand von Fotos aus der Zeit des letzten Weltkrieges eine sehr umfangreiche Schreinerarbeit mit überaus reicher Schnitzerei zu liefern, inkl. Pläne und Entwürfe, mit Detailzeichnungen. Das Bild unten gibt einen Eindruck von Teilen der damaligen Orgel; die neuen Arbeiten werden im gleichen Stil gemacht.

Gesamtplanung und Schreinerarbeit sind so weit unter Dach; Die Zeichnungen für die Schnitzereien werde ich - so Gott will - selber machen können. Auch für die Ausführung habe ich schon Zusagen meiner früheren Mitarbeiter, so dass die Qualität gesichert ist.

 

Natürlich ist es aber dann schlussendlich auch noch eine Frage der Lieferfrist.

 

Darum frage ich jetzt meine Kollegen, die im Ornament sattelfest sind, ob sie bereit sind, zur gegebenen Zeit dabei zu helfen.

 

 

 

Man melde sich baldmöglichst bei mir per E-Mail. Bitte nicht telefonieren; um Detailfragen zu klären, werde ich zu einer Besprechung einladen.

 

 

Eine kribbelige Episode

 

Die allererste Kirchenorgel, bei der ich mithelfen durfte - das war noch zur Zeit meiner Lehre bei Meister Anton Reichmuth in Schwyz, ca. 1949 - stand in einem kleinen Dorf im Kanton Uri.

 

Zeichnen, zuschneiden und schnitzen durfte der Lehrbub schon ziemlich selbständig. Wie die Ornamentgitter fertig waren, kutschierte der Meister mit dem Lehrling zusammen zwecks Montage ins Urnerland. Nur schon die Fahrt in des Meisters eigenem Auto war damals natürlich noch ein Ereignis, das man nicht so schnell vergass.

Beim Sigristen entlehnten wir eine Leiter, die knapp bis auf die Höhe der obersten Gitter reichte. Selbstverständlich stieg da nicht der Meister mit seinem doch recht ausgeprägten Embonpoint hinauf. Er widmete sich auf der Orgelempore den Public relations mit Sigrist, Pfarrer usw. Derweil kraxelte der Lehrling so weit wie nur möglich hinauf, alle Hosen- und Joppentaschen mit Werkzeug vollgestopft, das schöne Gitterlein in der linken Hand (die SUVA war damals noch nicht so pingelig) und presste sich möglichst eng an das Orgelgehäuse.

Wie er nun das Ornament mit Mühe, Angst und Vorsicht an seine Stelle hält, um dann mit dem Bleistift die Bohrlöcher anzuzeichnen, gleitet ihm doch der verflümerte Griffel aus den Fingern. Das Überraschende dabei: der Stift fällt nicht, wie zu erwarten wäre, den versammelten Honoratiorien vor die Füsse. Nein, er gleitet pfeifengerade und aerodynamisch senkrecht spitzvoran mehrere Meter hinab und landet ausgerechnet in einer ganz kleinen Zinnpfeife.

Damals war das Verhältnis zwischen Lehrmeister und Stiften noch einigermassen patriarchalisch, so dass es ganz und gar nicht angebracht schien, der Obrigkeit, die nichts bemerkt hatte, den Verlust des Bleistifts zu melden und um einen neuen zu bitten. Ganz abgesehen von der Orgelpfeife, die da wohl ein etwas unorthodoxes Tönlein piepsen würde. Also krabbelte der Lehrling mühsam wieder nach unten, besorgte sich im Werkzeugkoffer einen weitern Stift und begann das ganze Spiel von Neuem.

Hat wohl der Organist beim Spielen später gemerkt, was da passiert war? Obwohl eine Reklamation nie  eingetroffen ist, pochte beim Gedanken an das vertuschte Verbrechen mein Gewissen doch noch lange. Später lernte ich natürlich, dass man so eine kleine Pfeife ohne weiteres herausheben, leeren und wieder einsetzen könnte.

JS  -  Fortsetzung nicht auszuschliessen . . .

Schriftgestaltung

 

Josef Nauer (1906 -  1987)hatte seine Ausbildung als Holzbildhauer noch vor dem zweiten Weltkrieg unter anderem bei Professor C. dell‘Antonio in der damals berühmten Holzbildhauerschule Bad Warmbrunn in Schlesien genossen. Sein Leben lang zehrte er von dem dort erworbenen Schatz an Wissen und Gestaltungswillen. Nach mehr oder weniger freiwilligen Wanderjahren - Arbeit war in der damaligen grossen Wirtschaftskrise nicht zu finden - kehrte der ehemalige Bauernbub auf das Land seines Vaters zurück und etablierte sich in einem kleinen, durch den Verkauf der Rebberge überflüssig gewordenen Stall in der Leutschen in Freienbach SZ.

Unermüdlich arbeitete Josef an seinem Stil, und genau so unermüdlich rackerte er sich ab, sein Wissen und seine Grundsätze an seine Kollegen, die eher harthölzigen Köpfe im Verband Schweizer Holzbildhauer weiter zu geben. Anno 1973 führte er für uns einen sehr fundierten SCHRIFTENKURS. Dabei erarbeiteten wir gemeinsam die so genannte Stäblischrift; unten eine Anwendung davon an einem Grabkreuz. Wichtig bei dieser Schrift war dem Josef, dass die senkrechten Züge da und dort über die Holzkante hinaus zielen. Das ergibt ein etwas freieres Bild bei durchaus strenger Gestaltung (der obere hellere Teil des Holzes steht etwa 10 mm über die untere Fläche vor).

(auch vom späteren Kulturpreisträger Josef Nauer gibt es noch manches zu erzählen, etwa von seiner Reise per Faltboot und Fahrrad nach Holland, zusammen mit Berufskollege Fridtjof Sjursen)

sculptor-Rundschreiben 2

01.11.06

Liebe Holzbildhauerinnen und Holzbildhauer, Freunde unseres schönen Berufes,

 

die erste Ausgabe meines Rundschreibens ist ohne grössere Schwierigkeiten über die Bühne gegangen, wenn wir einmal davon absehen wollen, dass einige Adressen zuerst eine Mail ganz ohne Inhalt erhielten, andere dafür zwei Mal bedient wurden. Ich bitte um Entschuldigung, und beanspruche einmal mehr die Lebensweisheit meiner lieben, längst verstorbenen Grossmutter aus dem „Rössli“ in Steinen: „Es ist jedem erlaubt, sich zu bessern.“

 

Ein Grundstock von Interessenten hat sich eingefunden, weitere werden folgen. Nach wie vor kannst du Dich selber oder Freunde als Gratis-Abonnenten anmelden (oder abmelden): sende die E-Mail-Adresse an schibig@sculptor.ch .

Viel Vergnügen wünscht

Bildhauer Josef Schibig

Bleiben wir zuerst noch kurz bei Josef Nauer:

 

Josef war zweifellos ein Grüner „avant la lettre“. So achtete er bei seiner Werkstatt in der grünen Wiese im Gädeli in Freienbach strikte darauf, dass er immer wieder wo anders durchging, damit auf keinen Fall ein Weg entstünde.

 

Publikationen über ihn gibt es, so weit mir bekannt, nur wenige. Zu erwähnen ist die Nr. 38 der „Schwyzer Hefte, Der Bildhauer Josef Nauer“, Herausgeber Kulturkommission des KT Schwyz, 1986. Das Büchlein ist in der Bibliothek des VSHB vorhanden, welche jetzt von der Schule für Holzbildhauerei Brienz betreut wird.

Josef Nauer, Holzrelief „Flucht“

Tel +41 041 832 14 39 / Fax +41 041 832 14 57
E-Mail: Schibig@sculptor.ch / http://ww.sculptor.ch/

SCHIBIG BILDHAUER, Bitzistrasse 11

Postfach 164, CH-6422 Steinen SWITZERLAND

Im Herbst 08 hat es sich leider erwiesen, dass wir bei dieser Bewerbung aus dem Rennen gekippt sind. Doch danke ich allen Interessenten, die sich bei mit gemeldet hatten,  herzlich für die Bereitschaft zur Mitarbeit!